Wie letzte Woche versprochen, geht es diese Woche endlich weiter mit einem der vielleicht spannendsten Beiträge, die Dich in diesem Blog erwarten. Hier erfährst Du, wie die Schmiede in Echizen ihre Messer fertigen. Außerdem habe ich so viele Fotos und Videos wie möglich aufgenommen, damit Du einen bestmöglichen Einblick bekommst.
Den ganzen Prozess in Echizen kann ich dieses Mal allerdings noch nicht erklären – viele, der bekannten Schmiede hatten bei meinem Besuch keine Zeit. So konnte ich nur einen Teil der Arbeitsschritte ansehen. Welche das waren und wie der Prozess abläuft, erfährst Du hier.
Besonders offen war dabei Shiro Kamo, der sich die Zeit genommen hat, mir Schmieden und auch Schleifen vorzuführen. Außerdem konnte ich Yoshimi Kato und seinen Mitarbeitern zusehen – von diesen beiden Schmieden wird der Großteil dieses Beitrags handeln. Aus der Ferne konnte ich auch Yu Kurosaki, Takumi Ikeda, Hideo Kitaoka, Takeshi Saji und viele weitere Schmiede beobachten.
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Los geht der Prozess natürlich mit dem Schmieden. In Takefu kommt dazu überwiegend laminierter Stahl zum Einsatz. Das bedeutet, die Schmiede bekommen ihren Stahl in Form von Blechen, die bereits eine Schneidelage in der Mitte, und Außenlagen aus Damast oder einfachem Stahl haben. Verfügbar sind sie natürlich in allen möglichen Stählen: Aogami, Shirogami, VG10, SG2 und mehr. Auf dem Bild oben siehst Du Shiro Kamo, der aus solch einem Blech einen Rohling schmiedet. Dazu wird der in Länge geschnittene Stahl zuerst auf einem kleinen Keil gespalten (siehe Bild). Diese Spalte bildet später den Kehl des Messers. Das bedeutet, eine Seite wird als Klinge ausgeschmiedet. Die andere Seite wird in die Länge geschmiedet und bildet später die Angel, also den Teil der Klinge, der im Griff steckt. Für das Ausschmieden kommt ein mechanischer Hammer zum Einsatz, der unten zu sehen ist.
Nicht nur Shiro Kamo konnte ich beim Schmieden beobachten. Auch einer von Yoshimi Katos Angestellten hat mir gezeigt, wie dort Klingen geschmiedet werden. Ein spannender Trick, der bei den günstigeren Messern zum Einsatz kommt: Teilweise werden zwei Messer gleichzeitig geschmiedet – der Qualität tut das keinen Abbruch, es macht jedoch die Produktion schneller und damit auch günstiger. Das ist einer der vielen perfektionierten Schritte, die Messer aus Echizen trotz Handarbeit und Qualität in einem bezahlbaren Rahmen halten.
Aus der groben Klingenform entsteht im nächsten Schritt die Klinge. Je nach Hersteller geschieht das am Bandschleifer oder mit einer hydraulischen Presse. Größere Hersteller setzen teils auch Laser- oder Wasserstrahlanlagen ein, in Echizen ist das aber nicht der Fall. Diesen Schritt konnte ich leider nicht in Live sehen. Gleiches gilt für das Härten – je nach Stahl meist in Öl, Wasser oder an der Luft.
Nachdem die Klingen gehärtet werden, müssen sie zunächst begradigt werden. Das geschieht ganz unkompliziert mit leichten Hammerschlägen. Anschließend geht es an den vielleicht wichtigsten Teil eines Echizen-Messers – den Schliff. Viele der Schmiede aus der Takefu Knife Village sind nämlich bekannt für ihre dünnen Klingen, die entsprechend auch besonders einfach schneiden. Angesichts der filigranen Klingen ist es dennoch erstaunlich, auf was für groben Steinen in Echizen geschliffen wird. Für den Großteil der Arbeit kommen nämlich die großen „Mühlsteine“ zum Einsatz, die auf den Fotos oben zu sehen sind. Diese gibt es noch in verschiedenen Körnungen, um immer feiner werden zu können. Insbesondere Yu Kurosaki und Yoshimi Kato setzen inzwischen wohl aber auch auf Bandschleifer – beide haben in ihren eigenen Hallen nämlich eine ganze Menge davon stehen. Im Betrieb habe ich diese allerdings nicht gesehen.
Der Bandschleifer kommt auch zum Einsatz, um abschließend die Kanten abzurunden. Anschließend fehlen nur noch das Finish und der Feinschliff. Gefinisht werden alle Klingen unterschiedlich. Viele kommen mit Migaki-Finish direkt vom Stein/Bandschleifer. Andere werden sandgestrahlt oder poliert und die meisten Damastklingen abschließend noch geätzt, um das Muster sichtbar zu machen.
Der Schliff hängt sehr vom Schmied ab und auch hier habe ich nur wenige direkten Einblicke bekommen. Traditionellere Schmiede liefern ihre Messer stumpf (bzw. mit Schärfe vom großen Schleifstein) aus, damit die Nutzer ihre gewünschte Schärfe selbst anlegen können. Andere Schmiede nutzen Schleifsteine von Hand und wieder andere recht filigrane elektrische Schleifscheiben. Letzere kommen zum Beispiel bei Takeshi Saji zum Einsatz, den ich beim Schleifen beobachten konnte.
Der aufmerksame Leser wird sich nun vielleicht wundern: „Aber Lukas, was ist denn mit dem Griff?“ Das ist eine gute Frage, denn tatsächlich ist es so, dass die wenigsten Schmiede ihre Griffe selbst herstellen. Eine Schmiede, wo der Griff tatsächlich selbst gemacht wird, ist Takeshi Saji, da die europäischen Griffe direkt mit dem Messer verbunden sein müssen. Die Politur eines Saji Griffes, siehst Du auf dem Bild oben.
Nahezu alle Messer mit WA-Griff (also im japanischen Stil) nutzen aber Griffe von darauf spezialisierten Firmen. Eine davon – Yamaken – habe ich ebenfalls besucht, davon liest Du dann nächste Woche. Die Griffe werden also nur noch montiert, entweder vom Hersteller selbst, vom Großhändler oder vom Shop. Ich plane übrigens gerade auch, einen Service für das Tauschen von Griffen anzubieten und passende Griffe mit ins Sortiment aufzunehmen. Hinterlasse mir gerne einen Kommentar, wenn Du daran Interesse hast.
Wie jede Woche habe ich natürlich auch wieder ein YouTube Video vorbereitet, in dem Du diese Woche hauptsächlich die verschiedenen Schmiede Japans bei der Arbeit beobachten kannst. Dabei wünsche ich Dir ganz viel Freude.
Damit sind wir am Ende des heutigen Blogbeitrages angelangt. Ich hoffe, Du hast einen guten Eindruck von der Produktion in Echizen bekommen und verspreche, dass ich noch einmal dort hinfahren werde. Dann kann ich hoffentlich auch in genauer hinter die Kulissen von Kurosaki und Kato schauen.
Nächste Woche schauen wir uns aber erst einmal an, wie Messergriffe produziert werden – hier habe ich wieder viele spannende Videos drehen können. Denke also daran, Dich für meine E-Mail-Liste anzumelden und meinen Instagram-Account zu abonnieren, damit Du nichts mehr verpasst!
Herzliche Grüße und bis bald
Lukas
Hallo Lukas,
das mit dem Griff-Tauschen finde ich spannend und interessant.
Bei meinem 21er Shiro Kamo könnte ich das vermutlich mal gut brauchen; momentan noch nicht, aber wenn man weiß wo einem geholfen wird ist das klasse.
Weiterhin eine gute Reise!
Viele Grüße
Rainer
Hi Rainer,
dann halte mal die Augen offen – sobald es einen Service gibt, erfährst Du es natürlich auf allen Kanälen 🙂
LG aus Kyoto
Lukas