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    So werden Messergriffe gemacht – Besuch bei Yamaken

    Wie wir letzte Woche gelernt haben, machen die wenigsten Schmiede ihre Messergriffe selbst. Stattdessen fokussieren sie sich darauf, hervorragende Klingen herzustellen und kaufen Griffe von anderen Firmen dazu. Eine dieser Firmen ist Yamaken. Mit über 100 Jahren Tradition fertigt das Unternehmen aus Echizen Messergriffe für all die großen Namen am Himmel der Messerschmiede. Kurosaki, Kato, Saji, Kobayashi und wie sie alle heißen – zumindest einen Teil ihrer Messergriffe bekommen alle diese Schmiede von Yamaken. 

    Geführt wird die Firma von Takuya Yamamoto in vierter Generation und seiner Frau Yuma Yamamoto. Yuma San hat an der Tokyo University of Arts die Kunst des japanischen Urushi-Lacks studiert. Sie ist deshalb verantwortlich für den Bereich „Etoe„. Unter diesem Namen vertreibt Yamaken Messergriffe und andere Produkte, die von Yuma San mit Urushi-Lack verziert werden.

    Als traditionsreiches Unternehmen hat Yamaken natürlich einige Besonderheiten in der Fertigung, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Insgesamt war die Familie Yamamoto aber super offen und so kann ich Dir in diesem Artikel und dem passenden Video ausführlich erklären, was alles nötig ist, um Messergriffe herzustellen.

    Los geht der Prozess natürlich im Holzlager. Hier wird das Rohmaterial angeliefert und liegt in rauen Mengen bereit. Auf den Bildern ist nur ein Bruchteil des Holzes zu sehen, das Yamaken lagernd hat. Teilweise muss es noch trocknen, bis es bereit zum Verarbeiten ist. Auf Lager ist größtenteils Rosenholz bzw. Palisander, hieraus entstehen die meisten Griffe bei Yamaken. Aber auch exotische Hölzer, wie Ebenholz, Quitte, verschiedene Wurzelhölzer u. v. m. werden dort verarbeitet. Wichtig ist dabei stets, dass das Holz – welches aus der ganzen Welt kommt – den CITIS Artenschutzbestimmungen entspricht. Nur dann kann es sicher verarbeitet und exportiert werden. Schon bei der Beschaffung wird das deshalb überprüft.

    Die allermeisten Messergriffe bestehen aus Griff und Zwinge, also aus zwei Teilen, die in der Mitte mit einem Rundholz verbunden werden. Dies ist der einzige Schritt, den ich nicht sehen und filmen konnte. Der Grund dafür ist, dass Yamaken diesen Prozess erfunden und wohl sogar patentiert hat. Man will der Konkurrenz also nicht zeigen, wie die Griffe verbunden werden.

    Aus dem Aufbau der Griffe lässt sich in gewisser Weise jedoch erschließen, wie die Produktion abläuft. Die Zwinge wird komplett durchbohrt, der hintere Teil des Griffes nur bis ca. ein bis zwei cm vor Griffende. Anschließend wird ein Rundholz eingesetzt, mit dem beide Stücke verbunden werden. So entsteht zusätzlich zum Klebstoff eine weitere sichere Verbindung.

    Einer der wichtigsten Punkte ist wohl, die Öffnung für die Angel der Messerklinge zu schaffen. Bei Yamaken wird dazu zunächst ein mittiges Loch gebohrt. Anschließend kommt eine spezielle Maschine zum Einsatz, die auf dem Foto oben und auch im Video zu sehen ist. Vorstellen kannst Du Dir das wie eine Stichsäge, die allerdings auf beiden Seite gezahnt ist. Dieses Sägeblatt fährt Stück für Stück in das zuvor gebohrte Loch und trägt so links und rechts Material ab, bis der Spalt groß genug für die Angel des Messers ist. Durch verschiedene Sägeblätter entstehen die passenden Öffnungen für verschieden große Klingen.

    Nachdem das „Innenleben“ des Griffs fertiggestellt ist, wird er in Form gebracht. Auch dafür hat Yamaken eine Maschine, die mit einem Bandschleifer und einer Art Schablone sicherstellt, dass alle Griffe die gleiche Größe haben. Da der Rohling deutlich dicker ist als der finale Griff, werden gleichzeitig auch Klebereste und Unebenheiten im Holz entfernt. 

    Im letzten Schritt werden die Messergriffe poliert. Wie auch bei den Messern geschieht das von Hand an Filzscheiben mit Polierpaste. Lediglich für die günstigeren Modelle gibt es eine automatische Maschine. Bei den meisten Griffen wird in Form von Polierwachs auch gleich ein gewisser Schutz vor Wasser mit aufgetragen.

    Ein normaler Messergriff ist an dieser Stelle fertig. Wie eingangs schon erwähnt, hat Yamaken mit ihrer Sparte „Etoe“ optional jedoch noch Möglichkeiten zur Veredelung. Konkret liegt diese Aufgabe bei Yuma San, welche sich auf Arbeiten mit Urushi-Lack spezielisiert hat. Damit kann sie nicht nur ganze Griffe färben oder wilde Muster entstehen lassen. Darüber hinaus kann sie gezielt Motive malen oder sogar Einlegearbeiten (wie z. B. Muschelschalen) aufbringen.

    Diese Griffe kommen bei besonderen Messern zum Einsatz, zum Beispiel bei einem Sondermodell des (inzwischen ausverkauften) Senko Santokus von Kurosaki. Die gleiche Technik (meines Wissens allerdings nicht von Yamaken) wird auch für die Hado Urushi Griffe eingesetzt. Das Suminagashi Bunka aus der Serie habe ich zum Beispiel noch auf Lager.

    Wie oben zu sehen ist, bemalt Yuma Yamamoto nicht nur Messergriffe, sondern auch allerlei weitere Produkte: Schalen, Teller, Deko-Artikel und vieles mehr. Sie bei ihrer Arbeit zu beobachten ist unglaublich meditativ: Jeden Pinselstrich setzt sie präzise und mit einer beeindruckenden Ruhe. Im Video dieser Woche kannst Du Dir selbst ein Bild davon machen. Außerdem findest Du dort natürlich den gesamten Produktionsprozess:

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    Hättest Du erwartet, dass die Produktion der Messergriffe so weit perfektioniert ist? Und wie gefallen Dir die Urushi-Arbeiten von Yuma San? Schreibe mir gerne einen Kommentar! Außerdem lade ich Dich herzlich zu meiner E-Mail-Liste und meinem Instagram-Account ein, damit Du auch zukünftig alle News aus Japan bekommst.

    Viele Grüße und bis nächste Woche
    Lukas

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